Ab jetzt ist es abends dunkel, wenn man aus dem Büro kommt, Kinder können eine Stunde kürzer draußen spielen. Warum machen wir nicht Schluss mit diesem Irrsinn?
Quelle: Zeitumstellung: Schafft die Winterzeit ab! – SPIEGEL ONLINE
Ich habe gerade Lust, den Kommentar von Christian Stöcker zu zerfleischen, der ungeachtet der Tatsachen mittels Manipulationen der Uhrzeit die Welt verbessern möchte. Zumindest in Deutschland.
Ich denke bei Menschen, die nach Möglichkeit all ihre freie Zeit im Freien verbringen, als Erstes an jemand ganz anderen: an Kinder. Und denen wird heute mal wieder übel mitgespielt. Wie jedes Jahr um diese Zeit.
Ja, die Zeitumstellung ist einfach überflüssig. Als ich ein Kind war, gab es die bei uns noch nicht. Da wurden die Tage im Winter einfach kürzer. Und da uns niemand im Frühjahr eine Stunde Zeit genommen hatte, beklagten wir uns auch nicht im Herbst darüber, wenn sie uns endlich zurückgegeben wurde.
Heute, am Sonntag nach der Zeitumstellung, wird es in Hamburg um 18:48 Uhr Nacht. Ja: Nacht. Obwohl im Fernsehen noch das sogenannte Vorabendprogramm läuft.
So geht es mir jedes Jahr im Frühling, wenn die Uhr vorgestellt wird: Dann ist es morgens, wenn ich das Haus verlasse, um zur Arbeit zu fahren, noch Nacht. Obwohl ich arbeiten muss.
Spätestens dann werden die meisten Eltern jüngerer Kinder ihren Nachwuchs zusammentrommeln und nach drinnen verfrachten. Die Kinder dürfen dann zwar eine Stunde länger aufbleiben als am Vortag. Aber das gelingt nicht allen – dafür sind sie einfach zu müde. Dafür sind sie am nächsten Morgen garantiert eine Stunde zu früh wach. All das führt ein paar Tage lang zu Schlafmangel und schlechter Laune auf allen Seiten. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede.
Das mit den „jüngeren Kindern“ geht irgendwann vorbei, glauben Sie mir. Aber die Umschaltung auf Sommerzeit führt bei mir selbst ein paar Wochen lang zu Schlafmangel und schlechter Laune. Auch ich weiß, wovon ich rede.
Die Umstellung von Sommer- auf Winter- oder genauer: auf Normalzeit ist jedes Jahr wieder eine Quälerei.
Nein, die Umstellung von der Normalzeit auf Sommerzeit ist jedes Jahr wieder eine Quälerei. Nun im Herbst kommt mein eigener Rhythmus endlich wieder ins Gleichgewicht.
Allerdings wollen, und das hat mich dann doch erstaunt, von weit über 82.000 Menschen, die dieses Frühjahr an einer SPIEGEL-ONLINE-Abstimmung zum Thema teilgenommen haben, fast 55 Prozent die Sommerzeit abschaffen und nur 31,6 Prozent die Winterzeit. Das kann ich nicht nachvollziehen. Morgens dunkel ist mir egal. Abends dunkel finde ich deprimierend und kinderfeindlich.
Ich habe früher gedacht: Morgens hell ist mir egal. Da schlafe ich sowieso noch. Aber seit ich regelmäßig morgens früh zur Arbeit muss, ist es mir keineswegs egal. Gerade der Lichtmangel am Morgen führt zu Depressionen. Und ich weiß auch in diesem Fall, wovon ich rede. Denn ich habe zwar keine Kinder, jedoch Depressionen.
Lieber abends ein bisschen länger hell, lieber nicht Ende Oktober jedes Jahr von einem Tag auf den anderen immer bei Dunkelheit aus dem Büro kommen, monatelang, lieber abends noch mal draußen sitzen, wenn das Wetter es zulässt.
Lieber nicht Ende März jedes Jahr von einem Tag auf den anderen immer bei Dunkelheit ins Büro müssen…
Wäre es nicht schön, wenn es in Europa stattdessen den ewigen Sommer gäbe?
Das ist der grundsätzliche Fehler im Gedankengang der Sommerzeitbefürworter: Die Jahreszeiten richten sich eben nicht danach, wie wir die Uhr einstellen. Das Problem kommt vielmehr daher, dass wir uns – seit Einführung des elektrischen Lichts – nicht mehr nach den Jahreszeiten richten (wollen).
Es wurden (außerhalb der Landwirtschaft) feste, sich täglich wiederholende Arbeitszeiten eingeführt, unabhängig vom Tageslicht. Natürlich ist es toll, dass wir nun dank des elektrischen Lichts zu jeder Tageszeit arbeiten können, z.B. beim Notdienst im Krankenhaus. Problematisch ist nur, dass wir das grundsätzlich tun, nicht nur in dringenden Notfällen.
Und weil wir im Winter die paar Stunden, die es am Tag noch hell ist, nun vollständig mit Arbeit verbringen, bleibt in dieser Jahreszeit natürlich kein Tageslicht mehr für unsere Freizeit übrig. Der sommerliche Zustand, dass wir immer noch einige Stunden Licht haben, die wir in unserer Freizeit nutzen können, lässt sich nicht durch eine Zeitumstellung ganzjährig herstellen.
Findet Euch also damit ab, dass die Erdachse geneigt ist, und wir dadurch in unseren Breitengraden unterschiedliche Tageslängen haben. Oder zieht an den Äquator.
Alternativ könntet Ihr Euch aber auch dafür einsetzen, im Sommer, wenn die Sonne nach Normalzeit bereits zwischen vier und fünf Uhr aufgeht, früher zu arbeiten. Um dann abends noch mehr Tageslicht in Eurer Freizeit zu haben. Das wäre eine individuelle Lösung, die nicht wie eine Zeitumstellung Auswirkungen auf alle Menschen hätte.
Nachtrag: Statt uns im Frühjahr eine Stunde zu klauen, könnte man die Uhr auch einfach um 23 Stunden zurückstellen, also am Sonntag um 2 Uhr auf Samstag, 3 Uhr zurück. 🤗